Teamarbeit

Vom Einzelkämpfer zum Team

Sicherlich unterschiedlich nach Schulformen – aber ein zentrales Defizit in der Organisation der Lehrerarbeit war bzw. ist nach wie vor, dass die anfallenden Arbeitsprozesse nur unzureichend im Team wahrgenommen werden.
Dies hat seine Ursache

  • einerseits in der traditionellen Rollenzuschreibung für den Lehrerberuf – man war (und ist?) allein für seinen Unterricht verantwortlich und begreift sich nicht als Teil eines Teams, das für einen bestimmten Zeitraum durch gemeinsames Handeln eine Qualifizierung von jungen Menschen in fachlicher oder verhaltensmäßiger Sicht organisiert,
  • andererseits aber auch in den baulichen Voraussetzungen oder Nutzungskonzepten der Schulen, da diese - in der Regel als Halbtagsschulen gebaut - konzeptionell eigentlich kein längeres Verweilen der Lehrkräfte in den Schulräumen vorsehen oder ermöglichen, als es der eigene Unterricht jeweils erfordert. Die Folge ist häufig die bekannte 'Flucht' nach der individuell letzten Stunde in die heimischen Gefilde, um dort 'in Ruhe' - aber allein(!) - die Vor- und Nachbereitungen erledigen zu können.

Dass auch die Ausbildung des Lehrernachwuchses insbesondere in seinen praktischen Teilen (z.B. wären Schulpraktika in Kleingruppen in der gleichen Schule ein Weg) zumeist nicht teamorientiert organisiert ist, macht die Lage nicht besser.

Dabei liegen die Vorteile der Teamarbeit auf der Hand, denn das gemeinsame Handeln ist wesentlich erfolgreicher:

  • sie ist einerseits ressourcenschonend ist, vermeidet Doppelarbeit und nutzt die Materialien sowie Erfahrungen der KollegInnen und
  • sie ermöglicht andererseits durch abgestimmtes Verhalten und systematisches Monitoring der Schüler einen stringenteren Lernzuwachs;
  • dies gilt insbesondere auch auf der Ebene von erzieherischen Zielen, wobei abgestimmte Normen bzw. erwünschte Verhaltensweisen einfacher durchzusetzen sind.
  • Teamorientierung ist bei der stets knappen Zeit im Lehrerberuf auch eine gesundheitliche Ressource, denn zum einen bedeutet die Nutzung der Materialien von KollegInnen Zeitgewinn, zum anderen ist der kollegiale Austausch in der Regel entlastend.

Doch wie kann man Teamarbeit fördern oder implementieren?

1. Formelle Teams
Recht einfach ist die Etablierung von formal verorteten Teams mit entsprechenden Strukturen und Aufgaben. So gibt es in den meisten Schulformen unbestritten die
- Fachkonferenzen oder Fachteams
- Stufenkonferenzen oder Stufenteams oder auch
- Jahrgangsteams.
- Hinzu kommen noch die Projektteams.
Alle diese Teams haben allerdings mehr oder weniger das gleiche Problem: Eine Fülle von Aufgaben und Absprache-/Koordinationsnotwendigkeiten bei minimaler Zeitzuweisung oder gar pauschaler Abgeltungsformen nach dem Motto: Wenn man im Fach xy unterrichtet, nimmt man gefälligst an den entsprechenden Konferenzen teil. Zudem ist die Akzeptanz nicht immer hoch, vielfach werden Sitzungen abgesessen, weil Zielsetzung und Auftrag nicht klar sind, vielfach das Gefühl besteht, 'das betrifft mich sowie gar nicht' und die Vorbereitung durch die Beauftragten oder 'Leiter' mangels eigener Zeitressourcen (die systemisch zugewiesen sein sollten!) oft auch zu wünschen lässt. Einziger Lichtblick ist hier, dass es den Beschäftigten der 'freien Wirtschaft' auch nicht besser geht, wenn man der Flut an Publikationen zu 'Sinn und Unsinn von Meetings' Glauben schenken will.

In der Schule erleichtern Arbeitsplätze für Lehrkräfte die Zusammenkünfte allerdings ungemein:  Die Ansetzung eines Termins, ggf. verbunden mit Wartezeiten für andere stellt dann kein Zeitverbrennen (man sitzt im vollen Lehrerzimmer und wartet...) dar, wenn man in der Zwischenzeit sinnvoll und ruhig in seinem Büro arbeiten kann.

2. Informelle Teams
Ungleich schwieriger ist die Organisation informeller Absprachen und Kommunikation. Natürlich wird man sich hin und wieder im Lehrerzimmer treffen, aber bestimmte Stundenpläne, parallele Aufsichten, Teilzeitarbeit, weite Wege zwischen verstreut liegenden Schulbauten, Gespräche mit SchülerInnen usw. erschweren einen systematischen Austausch, so dass dieser häufig einer gewissen Zufälligkeit unterliegt.
Hier hat unsere Erfahrung gezeigt, dass gerade auch hier die kleinen Büros innerhalb der Schule besser als das Lehrerzimmer eine Vielzahl von Kommunikationsmöglichkeiten beinhalten können, da die KollegInnen entsprechend ihrer Bedürfnisse bei Anwesenheit vieler anderer Lehrkräfte sich nur bedingt austauschen können oder wollen.

3. Bauliche Voraussetzungen
Grundsätzlich mangelt es in vielen Schulen an Lehrerarbeitsplätzen, Teamräumen, Teamstützpunkten u. a. Die Möglichkeit, in Ruhe einerseits zu arbeiten, bis eine Teamsitzung ansteht oder andererseits in geschützter Umgebung - wo nicht jeder mithört(!) - Gespräche mit den KollegInnen zu führen, lässt erst derartiges wie ein Teambewusstsein oder eine Teamkultur entstehen.
Es sollten also vorhanden sein:

  • Teamstützpunkte oder Teamräume, in denen die verantwortlichen Lehrkräfte eines Jahrgangs oder Stufe ihren festen Arbeitsplatz haben, dieser ist nach Möglichkeit personalisiert.
  • Die Teamräume sollten nach Möglichkeit zusammen mit den Flächen der überantworteten Schülergruppen im Gebäude platziert sein, über die so ausgeübte soziale Kontrolle reduziert sich ggf. auch die formelle Arbeitszeit als Aufsicht.
  • Teambesprechungsräume (mind. einer) auf die nach einem Buchungssystem zugegriffen werden kann.
  • Für alle anderen (Fachlehrkräfte) sollte ein räumliches Konzept entwickelt werden, so dass auch diese in kleinen Büros ihren individuellen Arbeitsplatz haben.